Mußbach und sein Herrenhof

Der Herrenhof UND SEINE GESCHICHTE

Der Herrenhof wird durch ein massives Renaissance-Eingangsportal betreten, das einst Teil eines großen Renaissance-Torturmes war. Die umgebende Ringmauer, teilweise über 5 Meter hoch, weist darauf hin, dass der Hof als Wehrhof fungierte. Innerhalb dieser Mauern steht ein herrschaftliches Herrenhaus im edlen Barockstil von 1773/74, das dem Johanniterorden als Schaffnerhaus diente. Ebenfalls auf dem Gelände befinden sich das Holländerhaus (Kutscherhaus) und ein Arbeiterhaus. Der mächtige Getreidekasten und der tiefe Brunnen zeugen von der historischen Bedeutung des Herrenhofs.

Im Westen erstreckt sich ein Kelterhaus mit angebautem Schuppen, während im Süden Werkstatt und Stallungen liegen. Hinter dem Herrenhaus und den Stallungen erstreckt sich ein parkähnlicher Pflanzgarten und der Johannisgarten, heute als Weinberg genutzt. Der Herrenhof gehörte ursprünglich dem Benediktinerkloster Weißenburg, wurde aber 991 von Herzog Otto von Worms abgetrennt. Nach verschiedenen Adelsdynastien gelangte der Besitz schließlich an den Johanniterorden. Der Hof erlebte Höhen und Tiefen, einschließlich des Bauernkriegs und der Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg. In den folgenden Jahrhunderten blühte der Herrenhof als landwirtschaftlicher Betrieb, wurde jedoch im 17. Jahrhundert schwer durch Kriege und Krankheiten getroffen. Nach einer kurzen Erholung brachte die Zerstörung durch Ludwig XIV. im Jahr 1689 erneut Leid über die Region. Schließlich wurde der Herrenhof 1797 während der Französischen Revolution enteignet und 1811 parzelliert verkauft. Nach verschiedenen Besitzern gelangte er schließlich 1970 in die Hände des Landes Rheinland-Pfalz, das einen Standort für die Landes-Lehr- und Forschungsanstalt für Wein- und Gartenbau (heute Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum) suchte. Von 1970 bis 1982 nutzte diese Dienststelle die Gebäude im Herrenhof für das Staatsweingut mit Johannitergut. Nach ihrem Umzug in einen Neubau am Ortsrand von Mußbach wurde der Weinbaubetrieb verlagert.

Am 3. März 1983 gründete Gustav-Adolf Bähr mit Gleichgesinnten in Mußbach die Fördergemeinschaft Herrenhof als gemeinnütziger Verein und war von Beginn an ihr 1. Vorsitzender. Unter seiner Leitung wurde das ehemalige Johannitergut Herrenhof vor dem Verfall bewahrt und zum Kulturzentrum ausgebaut. Im Einvernehmen mit den für Denkmalschutz zuständigen Behörden gelang dabei bis 1991 die Sanierung und Renovierung der fünf unter Denkmalschutz stehenden Gebäude des Ensembles. Seit 2018 wird alle zwei Jahre der Gustav-Adolf Bähr Literaturpreis für junge Literatur in der Metropolregion Rhein-Neckar vergeben.

Seit 1991 dient der Gebäudekomplex mit seinen zahlreichen repräsentativen Räumen und seinem riesigen gepflasterten Innenhof der Stadt Neustadt und dem Ortsteil Mußbach als Kulisse für Kultur- und Festveranstaltungen, außerdem ermöglicht der Herrenhof große Kunstausstellungen. Das Programm ist durch ein vielfältiges kulturelles Angebot von, mit und für die Bewohner der Stadt wie auch für ein überregionales Publikum strukturiert. Dazu stellt das Kulturzentrum seinen unabhängigen Kultur-Arbeitskreisen ein diverses Raumangebot kostenlos und dauerhaft zur Verfügung, sodass im Herrenhof rund 15 Kulturvereine, Kulturinitiativen, freie Gruppen von Künstlern und Ensembles ihren mehr oder weniger dauerhaften Sitz und ihre Produktionsstätten, Proben und Auftrittsräume haben. Dies sind Chöre, Orchester, freie Theatergruppen, Kinder- und
Jugendtheater, Puppentheater, Trachtengruppen, Kabarett, aber auch Literaturgruppen, Geschichtsvereine, ein Weinbaumuseum, etc. Außer den
Publikumsveranstaltungen finden im Kulturzentrum Herrenhof Kurse und Treffen, Seminare und Tagungen, Workshops und Symposien statt, oft im (sozio-)kulturellen Bereich, aber auch mit lokalgeschichtlichem Bezug. Hinzu kommen Großveranstaltungen der Stadt Neustadt wie das sog. ,,Eselshausfest“ – ein traditionelles Wein- und Musikfest mit mehreren 1000 Besuchern – und andere von der Stadt oder Drittveranstaltern durchgeführte Märkte und Messen, private Feste und Jubiläen.